Sonntag, 4. Juli 2010
Zusatzbezeichnung Palliativmedizin
Die Praxis macht einen guten Eindruck, an diesem heißen Tag ist ein Durchgang geöffnet zu einem feuchtberieselten grünen Vorgarten. Es ist sehr ruhig, die Helferin wirkt eher forsch als, wie ich befürchtet hatte, betulich.

Warten war, wie immer, angesagt, auch wenn wir nur zu viert im Zimmer saßen, aber nicht lange. Alles ruhig, schweigend, später unterhielt sich ein älteres Ehepaar sehr laut über Alltägliches. Der Arzt rief seine Patienten herein, ohne sich dabei zu zeigen. Erst um die Ecke lief man dann einem relativ jungen und relativ munteren Kerlchen in die Hände. Ich durfte mich setzen und meine Geschichte referieren, bis es mir zuviel wurde und ich stattdessen meinen letzten Entlassungsbericht vorlegte. Zweifel, dass ich bei ihm richtig sei, hatte er nicht. Angesichts meines noch guten Erhaltungs-zustands ließ er aber die Leine locker: Ich darf jederzeit wiederkommen, insbesondere natürlich bei unschönen Ereignissen und Empfindungen. Ein fester Termin wurde nicht vereinbart. Ich sagte, ich wolle mich auf jeden Fall melden, wenn ich den nächsten, gefürchteteten Kliniktermin hinter mir hätte. Das fand er gut, nur sei er dann in Urlaub. Ich würde dann bei einem anderen Arzt in dieser Gemeinschaftspraxis landen. Das finde ich auch nicht schlecht, es wäre eine Erfahrung mehr.

Am Schluss sprach er meine „spirituellen Bedürfnisse“ an, damit bewirkte er, dass ich sofort überhaupt keine mehr verspürte, alles total abgeblockt.

... link (0 Kommentare)   ... comment