Freitag, 25. März 2011
Dramma giocoso

Eine Geschichte möchte ich noch erzählen. Ich habe sie selbst erlebt, und zwar genau so, wie hier beschrieben:

Die mir liebe Kollegin war gestorben, kaum ein viertel Jahr nach ihrer Berentung „den Folgen ihres Krebsleidens erlegen“. Nun hatten wir uns zur Beerdigung auf dem Dorffriedhof eingefunden. Wie so oft ein Wenig verspätet, kamen wir gerade noch zu recht in die Kapelle, wo die Eingangsmusik ertönte. Was für eine freundliche Aufmerksamkeit: Ich hörte die Ouvertüre zu Don Giovanni. Alle kannten die Verstorbene als begeisterte Opern-
gängerin, am liebsten waren ihr die großen Mozartopern, und darunter am allerliebsten diese vom bestraften Bösewicht.

Zum Abschluss der Trauerfeier legte man nun in Konsequenz das Finale der Oper auf. Und so kam es, dass in diesem traurigen Moment, als der Sarg von den Trägern angehoben wurde, dass ich genau jetzt ein Sextett singen hörte:
Resti dunque quel birbon
Con Proserpina e Pluton;
E noi tutti o buona gente,
ripetiam allegramente
L’antichissima canzon:

Questo è il fin di chi fa mal!
E de’ perfidi la morte
alla vita è sempre ugual.
Tief erschrocken sah ich mich um: Protestierte denn da niemand? Die Gesichter der Trauernden blieben in sich gekehrt. Ja, verstand denn keiner, was hier gesungen wurde?

ALLE
Also stirbt, wer Böses tat.
Ja, dem Sünder wird Vergeltung,
Wenn die letzte Stunde naht!

Nein, gnädigerweise verstand keiner. Aber eine, die liebe Kollegin im Sarg, der jetzt an mir vorbeischwankte, sie hätte jedes Wort verstanden, auf Deutsch und auf Italienisch. Und ihre Seele wurde nicht mehr davon berührt.

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Montag, 31. Januar 2011
Freischütz

"Freischütz" hieß das Werk, anhand dessen mir vor Jahrzehnten in der Schule erklärt wurde, was eine Oper sei. Trotzdem bin ich von da ab immer gern in eine Aufführungen gegangen, weil es etwas Besonderes ist, einem Gesang zu folgen, bei dem man den Text genau kennt und darum auch verstehen kann. Und es macht Freude, die Bemühungen der Regisseure zu beobachten, wie sie sich daran abarbeiten, so ein Werk sinnvoll dem Publikum darzubieten.

Was nun die Verfilmung betrifft, die gegenwärtig in wenigen Kinos angeboten wird, sage ich gleich: Sie hat mir nicht gefallen!

Es ist keine falsche Idee, die gesungene Geschichte vor den Hintergrund der napoleonischen Kriege zu stellen. Schließlich ist die Oper in dieser Zeit entstanden. Aber der Hintergrund drängt zu bildkräftig vor und überspielt letztlich das Seelendrama, von dem uns die Musik berichtet. Die Verzahnung des Singspiels mit einer Schlachteninszenierung à la „Krieg und Frieden“ ist ziemlich gewaltsam. So hat etwa der Adler, den die Freikugel vom Himmel holt, gerade vorher mit dem Schnabel unappetitlich im Menschenfleisch gewühlt.

Gesungen wird wirklich gut, aber in Playback. Dadurch gewinnen die Sänger die Möglichkeit, ihre Rollen auch zu spielen. Aber der sind sie nicht immer gewachsen, und so ergeben sich Längen in der Handlung, die zur gesungenen Oper dazugehören, aber nicht zum Spielfilm. Ein schwer zu lösendes Problem.

Den Heil'gen Preis und Dank! Sie hat die Augen offen! so jubelt das Volk im Finale. Ich habe mir bis dahin geholfen, indem ich meine Augen oft geschlossen hielt und auf Musik und Gesang lauschte.

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Mittwoch, 13. Oktober 2010
Bewunderung
Immer wieder bestaune ich IT-Primitivling die Findigkeit der großen, auch Krake genannten Suchmaschine. Kaum habe ich eine kleine Betrachtung über Tod und Sterben von Opern-heldinnen ins Netz gebracht, gesellt sich die Werbung für eine Anwaltskanzlei dazu, Fachgebiet Erbrecht.
Da muss ich an einen Liedtext aus meiner Kindheit denken, der allerdings so nie in der Oper gesungen wird:
Lott is dot, Lott is dot,
Liesken liegt im Sterben.
Dat is got, dat is got,
könn wir noch was erben.

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Montag, 11. Oktober 2010
Heldinnen

Letztlich habe ich mich mal wieder in die Oper verirrt: La Traviata, nicht zum ersten und hoffentlich nicht zum letzten Mal. Oh, wie wunderbar sie singen, die Opernheldinnen im Sterben! Leonora - Violetta - Aida - und bei Mimis Tod habe ich wirklich schon dicke Tränen über meine Backen rinnen lassen. Meine Favoritin ist Gilda, erstochen und ertränkt verstömt sie sich in engelsschönen Tönen. Da ich leider noch nie im Leben singen konnte, werde ich wohl auch nicht ganz am Schluss damit anfangen.

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