Freitag, 25. März 2011
Dramma giocoso
sorgenfrei, 12:37h
Die mir liebe Kollegin war gestorben, kaum ein viertel Jahr nach ihrer Berentung „den Folgen ihres Krebsleidens erlegen“. Nun hatten wir uns zur Beerdigung auf dem Dorffriedhof eingefunden. Wie so oft ein Wenig verspätet, kamen wir gerade noch zu recht in die Kapelle, wo die Eingangsmusik ertönte. Was für eine freundliche Aufmerksamkeit: Ich hörte die Ouvertüre zu Don Giovanni. Alle kannten die Verstorbene als begeisterte Opern-
gängerin, am liebsten waren ihr die großen Mozartopern, und darunter am allerliebsten diese vom bestraften Bösewicht.
Zum Abschluss der Trauerfeier legte man nun in Konsequenz das Finale der Oper auf. Und so kam es, dass in diesem traurigen Moment, als der Sarg von den Trägern angehoben wurde, dass ich genau jetzt ein Sextett singen hörte:
Resti dunque quel birbonTief erschrocken sah ich mich um: Protestierte denn da niemand? Die Gesichter der Trauernden blieben in sich gekehrt. Ja, verstand denn keiner, was hier gesungen wurde?
Con Proserpina e Pluton;
E noi tutti o buona gente,
ripetiam allegramente
L’antichissima canzon:
Questo è il fin di chi fa mal!
E de’ perfidi la morte
alla vita è sempre ugual.
ALLE
Also stirbt, wer Böses tat.
Ja, dem Sünder wird Vergeltung,
Wenn die letzte Stunde naht!
Nein, gnädigerweise verstand keiner. Aber eine, die liebe Kollegin im Sarg, der jetzt an mir vorbeischwankte, sie hätte jedes Wort verstanden, auf Deutsch und auf Italienisch. Und ihre Seele wurde nicht mehr davon berührt.
... comment