Samstag, 18. September 2010
Weitere Annäherung ans Hospiz
Meinen ersten Besuch im Hospiz wollte ich damals alleine machen, ich wollte meine Eindrücke unbeeinflusst gewinnen und verar-beiten. Nun stand aber noch aus, dass auch mein Mann diese viel gelobte Einrichtung kennenlernen sollte. Also habe ich einen weiteren Termin mit der Sozialarbeiterin vereinbart, ich sollte ja ohnehin den Kontakt wahren. Außerdem stand noch die Be-sichtigung des Hauses aus, weil ich beim ersten Besuch zu lange gequatscht hatte.
Wir erhielten also unseren Termin und zogen diesmal zu zweit durch die bewusste Tür, wie das Paar in der Zauberflöte gemeinsam durch Feuer und Wasser geht. Ganz so strapaziös war es aber nicht. Wir hatten wieder einen guten Eindruck und ein angenehmes Gespräch mit der Sozialarbeiterin. Mein Mann braucht sich jetzt jedenfalls keine Sorgen mehr zu machen, dass er mich bis zum Schluss pflegen müsste, was er sich klugerweise nicht zutraut. Er fragte nach einer Lektüre für seine Situation und bekam folgenden Titel genannt

Tropper, Doris / Specht-Tomann, Monika
Zeit des Abschieds. Sterbe- und Trauerbuch
(Patmos) ISBN: 978-3-491-72519-5 Pp ca. 280 S € 19.90


Das Buch ist aber nach Auskunft meiner Buchhandlung erst “demnächst” wieder lieferbar. Hoffentlich rechtzeitig!

Am Schluss durften wir noch in eines der Zimmer sehen. Ein älterer Herr erlaubte uns den Zutritt. Wir bedankten uns artig, er konnte wegen Kehlkopfproblemen nicht richtig antworten. Das Zimmer war klein, aber Einzelzimmer mit eigenem Bad. Nach mehrfachem Aufenthalt in Vierbettzimmern in der Klinik, in jedem Bett ein anderes menschliches Elend, weiß ich die Aussicht auf ein Kämmerchen für mich allein zu schätzen. Wir ließen den freundlichen Herrn vor seinem kleinen Fernseher zurück und beim Rausgehen stolperte ich fast über einen vertrockneten Blumen-strauß vor einer anderen Zimmertür. Dies sei ein Zeichen, dass dort gerade jemand gestorben wäre. Ich frage, ob die Person noch anwesend ist, die Anwort: ein Nicken. Dann bereitet unsere freundliche Führerin die Arme aus, weil sie erwartet, dass ich ins Schwanken komme. Tatsächlich, komisch ist mir zu Mute.

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