Montag, 10. Januar 2011
Neue Onkologie
Mein in der großen Klinik wohl vernetzter Onkologe hat sich also in die Freiheit gestürzt und sich niedergelassen, klugerweise in ein gepolstertes Nest. In einer gut eingeführten Gemeinschaftspraxis übernimmt er den Platz eines Kollegen, der nun den Ruhestand genießt. Was zu der Entscheidung geführt hat, wüßte ich ja zu gerne, auch wenn es mich gar nichts angeht. Möge er sie nie zu bereuen haben!


Ich habe mich also in die ungemütlich weit entfernte Straße aufgemacht und ihn, nach vielem Umsteigen, in einem großen Eckhaus in einer riesigen Praxis-Etage wiedergefunden.

Erst aber musste ich natürlich warten, bei ständigem Telefon-gebimmel als Hintergrund-Musik. Ans Telefon ging nämlich niemand von dem gestressten Personal. Das hatte ich mir auch schon gedacht bei meinem vielen vergeblichen Versuchen, per Anruf einen Termin zu bekommen. Wie ich jetzt beobachten konnte, kamen gewieftere Patienten für die Terminabsprache zu Fuß vorbei. Wohl dem, der noch so gut zu Fuß ist! Bei einem vorsichtigen Blick in das Zimmer mit den Infusionsplätzen hatte ich den Eindruck, dass dort mancher nicht mehr über viel Reserven verfügt.


Auch mein Doktor schien mir etwas gestresst, verschlankt und einer Pause bedürftig. Unser Gespräch war dementsprechend kurz, wenn auch herzlich. Die Frage: „Was kann ich für sie tun?“ kann ich ihm letztlich nicht konkret beantworten. Gerade jetzt geht es mir gut, und das, was er mir anbieten könnte, die palliative Chemo, möchte ich nicht haben. So schieden wir mit freundlichem Auf Wiedersehen.

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