letztlich

Gehört das Folgende auch zur Sammlung „Auch das noch“? Ich weiß es selber nicht so recht.

Letztlich kam ich noch gar nicht spät nach Hause, aber es war schon dunkel, verregnet, nass, kalt, ein dichter Autoverkehr, weil alle sich hinter das Blech geflüchtet hatten. Ich näherte mich aber zu Fuß meiner Straße, hörte dabei einen Schrei, der eindeutig von einem Menschen in Not kam. Dadurch aufmerksam geworden, sah ich ein Fahrrad, das zittern einen großen Ausweichbogen auf der Straße fuhr, und auf das Zentrum dieses Bogens rollte ein Lastwagen zu. Dann das Krachen von Metall auf Metall. Mit klammen Gefühlen ging ich weiter, voller Angst, was ich da zu sehen kriegen würde. Es war eine Frau, die mit allen vier Gliedern auf der Straße kniete und dabei laut stöhnte.

Sie wurde aufgehoben und wollte dann erst einmal nur weg. Der Fahrer des Lasters hatte sein Gefährt auf der Straße stehen gelassen, räumte aber gleich das Fahrrad beiseite und freute sich: „Nichts passiert, alles gut!“. Ich fragte die Frau nach ihrem Kopf. „Der tut weh!“ „Und das Knie?“ „Oh, das tut weh!“ Nun wurde ich sehr bestimmend: „Dann rufe ich den Krankenwagen.“ Jemand, der sich nicht selbst exponieren wollte, hielt mir ein Handy ans Ohr, ein anderer sagte: „Die Polizei ist schon alarmiert“ und ich gab die Adresse und eine kurze Beschreibung an die Nr. 112. Der Krankenwagen war auch in fünf Minuten da und nahm die leichtverletzte Frau mit, die nun willig folgte. Der Lastwagenfahrer hatte inzwischen mit seinem Chef telefoniert und rührte sein Fahrzeug nicht mehr von Fleck, zum Unmut der anderen Autofahrer.

Lautes Hupen, rote Lichter auf nassem Asphalt, das flackernden Blaulicht vom Krankenwagen, alles im eiskalten Nieselregen, es war ein Film noir mit sensorischer Qualität. Auf die Polizei konnten wir noch eine halbe Stunde warten. Nun bin ich als Zeugin notiert, aber ich bezweifel, dass da noch mehr draus wird. Die arme Radfahrerin hatte nämlich, das war mir die ganze Zeit klar, die Regel „Rechts vor Links“ missachtet. So wird sie vielleicht auf eine Anzeige verzichtet haben. Hoffentlich sind Kopf und Knie nicht zu sehr beschädigt.